Spielbesprechung von Györög Kurt
Tobago
29.11.2009

von Bruce Allen
ZOCH-Verlag
für 2 - 4 Spieler
ab 10 Jahren

„„Land in Sicht!“ … Endlich!
Nach monatelanger Suche habt ihr sie gefunden:
Tobago, die Insel der vergessenen Schätze. In Händen haltet ihr einige fast verwitterte Pergamentfetzen. Ihr verwettet euren einzigen Spaten darauf, dass es sich dabei um Teile einer Schatzkarte handelt. Aber wie passen diese zusammen? Und wer besitzt die fehlenden Schatzkartenstücke? Erst wenn ihr eure Hinweise zusammensetzt, kommt ihr den Schätzen auf die Spur. Am Steuer eures Geländewagens durchquert ihr dichtbewachsene Dschungel, felsige Höhen und wilde Gewässer. Doch kaum habt ihr einen Fundort erreicht, erheben auch schon gierige Mitwisser Anspruch auf einen Teil der Beute.
Und dann ist da noch dieser Inselfluch, der auf manchen Schätzen ruht. Vor seiner goldverschlingenden Kraft schützt nur ein unscheinbares Amulett …“


Land in Sicht! Lasst uns sehen, ob auch ein Schatz zu sehen und zu heben ist …

Spielmaterial:
3teiliger Spielplan (der mit 3 „Klammern“ auf 32 verschiedene Arten zusammengestellt werden kann – und 6eckige Felder mit folgenden Feldern zeigt: Strand, Dschungel, Fluss, Buschland, See und Gebirge), 4 Hütten, 3 Palmen, 3 Statuen, 39 Gold- und 2 Fluchkarten, 20 Amulette, 4 Geländewagen (in rot, blau, gelb und grün), 60 Windrosen (je 15 in rot, blau, gelb und grün), 68 Markierungssteine, 52 Hinweiskarten, 1 Übersichtsblatt und 1 Spielanleitung.

Spielziel:
Am Ende des Spieles das meiste Gold zu besitzen.

Spielablauf:
Der Spielplan wird zusammengesetzt und in die Tischmitte gelegt. Er zeigt verschiedenen Landschaften (Strand, Dschungel, Fluss, Buschland, See und Gebirge), wobei es davon immer genau ein größtes Gebiet (= Gebiet mit den meisten Einzelfeldern) gibt – welche vom Meer umgeben sind.
Die Hütten, Palmen und Statuen werden beliebig auf dem Spielplan verteilt, wobei je Feld nur ein Objekt stehen darf, und zwischen gleichen Objekten mindestens 4 Felder Abstand eingehalten werden müssen. Die Statuen müssen so ausgerichtet sein, dass sie auf eines der benachbarten 6 Felder blicken.

Die Goldkarten werden gut gemischt und als verdeckter Nachziehstapel bereitgelegt. In die untersten 27 Goldkarten werden die beiden Fluchkarten eingemischt.
Die Amulette werden neben dem Spielplan bereitgelegt und jeder Spieler erhält in seiner Farbe 1 Geländewagen und 15 Windrosen, wobei der Geländewagen auf einem beliebigen Feld am Spielplan abgestellt wird. Die Windrosen werden vor den Spieler am Tisch abgelegt.

Die 68 Markierungssteine werden farblich sortiert und als 4 Häufchen – neben dem Spielplan – bereitgelegt und stellen Schatzpfade dar. Die Hinweiskarten werden nun noch gemischt und als verdeckter Nachziehstapel bereitgelegt. Nun zieht jeder Spieler eine dieser Karten, legt diese zu einem leeren Schatzpfad und markiert diese mit einer seiner Windrosen – und zieht danach noch 4 Karten (im Spiel zu zweit 6 Karten) nach, die er auf die Hand nimmt.

Die Hinweiskarten geben nun – für den jeweiligen Schatzpfad – an, wo der entsprechende Schatz am Spielplan versteckt ist. Auf jeder Karte ist das Gebiet bzw. der Ort abgebildet, auf den sich der Hinweis bezieht:
  • Buschland
  • Dschungel
  • Fluss
  • Gebirge
  • See
  • Strand
  • Hütte
  • Palme
  • Statue
  • Meer
    Sollte es sich dabei um das entsprechende „größte Gebiet“ handeln, sind noch – oben und unten auf der Karte – zwei rote Linien abgebildet. Außerdem wird die Platzierung des Schatzes zum angegebenen Gebiet bzw. Ort näher angegeben:
  • im Gebiet/Ort bzw. NICHT im Gebiet/Ort
  • NEBEN dem Gebiet/Ort bzw. NICHT NEBEN dem Gebiet/Ort
  • 1 BIS 2 FELDER von Gebiet/Ort entfernt bzw. WEITER ALS 2 FELDER vom Gebiet/Ort entfernt und auch IM ORT selbst

    Wer an der Reihe ist, führt eine der folgenden beiden Aktionen aus:
    1. Einen Hinweis geben:
    Der Spieler legt eine seiner Hinweiskarten zu einem beliebigen Schatzpfad, markiert diese mit einer seiner Windrosen und zieht danach wieder eine Hinweiskarte nach.

    Beim Ausspielen jedes Hinweises ist folgendes zu beachten:
  • der Hinweis darf nicht im Widerspruch zu einem bereits ausliegenden Hinweis stehen.
  • der Hinweis muss mindestens einen Fundort ausschließen.
  • der Hinweis muss noch mindestens einen Fundort offen lassen.

    Jede Karte grenzt den Fundort des entsprechenden Schatzes am Spielplan ein. Sollten die Markierungssteine ausreichen, werden die entsprechenden Felder am Spielplan damit markiert und zeigen somit immer die noch möglichen Felder für den entsprechenden Schatz an.
    Mit jeder neuen Hinweiskarten wird der Fundort mehr und mehr eingegrenzt – und die entsprechenden Markierungssteine wieder vom Spielplan genommen, bis schlussendlich nur mehr ein Feld übrig bleibt, welches dann den genauen Fundort des Schatzes anzeigt.

    2. Mit dem Geländewagen fahren:
    Der Spieler darf mit seinem Geländewagen bis zu 3 Teilstrecken fahren. Als eine Teilstrecke gilt:
  • eine beliebig weite Fahrt im selben Gelände.
  • der Wechsel von einem Geländefeld auf ein benachbartes anderes Geländefeld.
  • der Stopp zum Einsammeln eines Amuletts.

    Die Fahrt endet jedoch sofort, sobald ein Schatz gehoben wird – egal wie viele Teilstrecken ausgenutzt wurden.

    Jederzeit während seines Zuges darf man Schätze heben und/oder Amulette einsetzen!!!

    Danach ist der nächste Spieler an der Reihe.

    Ein Schatz wird gehoben:
    Ein Schatz kann nur gehoben werden, wenn der Fundort eindeutig bestimmt ist, der Spieler am Zug ist und der Spieler mit seinem Geländewagen den Fundort erreicht.
    Ist dies der Fall, fährt der Spieler mit seinem Geländewagen zum Fundort, entfernt den Markierungsstein und legt noch eine seiner Windrosen unter den entsprechenden Schatzpfad.

    Danach zieht jeder Spieler so viele Goldkarten vom verdeckten Stapel, wie er Windrosen am Schatzpfad liegen hat und sieht sich diese an. Danach werden alle Goldkarten – mit einer zusätzlichen Goldkarte, die noch vom Goldkartenstapel gezogen wird – zusammengemischt und als verdeckter Stapel bereitgelegt.

    Nun wird der Schatz wie folgt verteilt:
  • die oberste Goldkarte wird aufgedeckt.
  • die Besitzer der Windrosen werden nun der Reihe nach – von „unten“ (die zuletzt angelegte Windrose) nach „oben“ (die zuerst angelegte Windrose) – befragt, ob sie die Goldkarte nehmen wollen oder nicht.
  • nimmt ein Spieler eine Goldkarte, entfernt er die entsprechende Windrose vom Schatzpfad und legt die Goldkarte verdeckt vor sich ab. Nicht gewählte Karten kommen auf einen Ablagestapel.
    Danach wird die nächste Karte aufgedeckt und angeboten.
  • wird eine Fluchkarte aufgedeckt, beendet diese das Verteilen des Schatzes sofort – übrig gebliebene Goldkarten kommen auf einen Ablagestapel. Spieler, die noch Windrosen im Schatzpfad liegen haben, müssen nun ein Amulett oder ihre wertvollste Goldkarte abgeben.

    Dies geht solange bis entweder alle Karten aufgedeckt und gewählt bzw. abgelegt wurden bzw. alle Windrosen vom Schatzpfad entfernt wurden. Bleiben Windrosen übrig, gehen die Spieler leer aus – eine übrig gebliebene Goldkarte kommt auf einen Ablagestapel.

    Nach der Verteilung des Schatzes kommen alle Hinweiskarten vom Schatzpfad auf einen Ablagestapel. Der Spieler, der als letztes eine Goldkarte erhalten hat, darf mit einer Hinweiskarte aus seiner Hand einen neuen Schatzpfad beginnen – und danach eine Hinweiskarte nachziehen.
    Außerdem wird jedes Mal – wenn ein Schatz gehoben wurde – kontrolliert, auf welche Felder (direkt anschließend ans Meer) die Statuen blicken. Diese Felder werden mit einem Amulett belegt, sofern nicht schon eines dort liegt. Danach werden die Statuen um 60° im Uhrzeigersinn gedreht.
    Damit ist die Schatzverteilung abgeschlossen und das Spiel kann weitergeführt werden.

    Die Amulette:
    Der Spieler kann ein Amulett aufsammeln, wenn er am Zug ist und …
  • er zu Beginn seines Zuges mit seinem Geländewagen bereits auf einem Feld mit einem Amulett steht. Er nimmt dann das Amulett – dies kostet ihm keine Aktion.
  • er mit seinem Geländewagen auf ein Feld fährt, auf dem sich ein Amulett befindet. Er nimmt das Amulett, schließt aber damit eine seiner – zum Fahren zur Verfügung stehen Teilstecken – ab.
    Es ist erlaubt, in einem Zug mehrere Amulette einzusammeln.

    Die Amulette können für je eine der folgenden Zusatzaktionen verwendet werden:
  • Markierungsstein entfernen: der Spieler darf einen beliebigen Markierungsstein vom Spielplan entfernen. Es darf aber nicht der letzte seiner Farbe sein.
  • Zusatzhinweis: der Spieler darf eine Hinweiskarten ausspielen.
  • Extrafahrt: der Spieler erneut bis zu 3 Teilstrecken weit fahren – darf dabei aber kein Amulett einsammeln.
  • Schutz vor dem Fluch: wird der Spieler von einem „Fluch“ getroffen, muss er nicht seine wertvollste Goldkarten, sondern nur ein Amulett abgeben.
  • Kartentausch: der Spieler darf alle Hinweiskarten aus seiner Hand ablegen und entsprechend viele neue Karten ziehen und auf die Hand nehmen. Der Spielzug endet aber mit dieser Aktion – und der nächste Spieler ist an der Reihe.
    Ausgespielte Amulette kommen in den allgemeinen Vorrat zurück.

    Spielende:
    Wenn beim Verteilen eines Schatzes die Goldkarten ausgehen, wird diese Verteilung noch durchgeführt – wobei fehlende Goldkarten mit Goldkarten vom Ablagestapel aufgefüllt werden. Danach endet das Spiel sofort – und der Spieler mit dem meisten Gold hat gewonnen.

    Fortgeschrittene Spieler:
    … können noch folgende Amulettaktionen mit ins Spiel beinbeziehen:
  • Doppelpack: der Spieler darf 2 eigene Windrosen auf den soeben ausgespielten Hinweis legen oder eine zweite Windrose auf einen bereits ausliegenden Hinweis, auf dem sich eine Windrose von ihm befindet.
  • Positionswechsel: der Spieler darf 2 Windrosen eines Schatzpfades vertauschen, wobei ein „Doppelpack“ nur gegen einen anderen „Doppelpack“ ausgetauscht werden darf.

    Fazit:
    Tobago ist ein interessantes, spannendes und auch gleichzeitig lustiges Sammel-, Lauf- und Positionsspiel für die ganze Familie, dass grundsätzlich recht schnell und einfach zu erlernen und zu spielen ist. Es ist aber auch ein Spiel, das man kennen lernen muss und dessen Möglichkeiten sich erst im Laufe von mehreren Spiele offenbaren.
    Sehr gewöhnungsbedürftig – aber äußerst interessant – ist der Mechanismus, mit dem die Schatzfelder eingegrenzt werden. Einerseits soll man durch das Ausspielen der Hinweise die Felder immer mehr und mehr eingrenzen – gleichzeitig aber möglichst auch nur Felder „offen“ lassen, die vom eigenen Geländewagen schnell und einfach erreichbar sind. Übersicht, über seine Mitspieler zu haben, wo diese sich befinden und auf welche Schätze sie sich konzentrieren kann sehr ausschlaggebend sein – und sollte in die eigenen Züge mit eingeplant werden.
    Auch das geschickte Einsetzen und Ausnutzen der Amulette ist von Spiel entscheidender Bedeutung. Mit den Amuletten – und durch das Ausnutzen deren Einsatzmöglichkeiten – kann man sich doch den einen oder anderen Schatz sichern und den Mitspielern vor der Nase wegschnappen.

    Außerdem sehr interessant und spannend gestaltet sich das Heben und Verteilen von Schätzen. Hier ist es auf alle Fälle wichtig, bei allen Schatzpfaden vertreten zu sein – um auch bei jeder Schatzverteilung mit von der Partie zu sein und sich damit Goldkarten zu sichern.
    Sehr interessant und spannend dabei ist, dass jeder Spieler nur einen Teil der zu verteilenden Karten kennt – und somit man Ab- und Einschätzen muss, wann man bei welcher Karte zuschlägt. Hier sollte man auch immer im Auge behalten, wie viele Goldkarten gibt es noch zum Verteilen und an welcher Stelle komme ich zum Zug. Auf alle Fälle sollte man vermeiden, dass man bei einer Verteilung leer ausgeht – hier gilt auf alle Fälle: „Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach!“.
    Und solange die Fluchkarten noch im Spiel sind, muss man sich ganz genau überlegen, ob man eine Karte ablehnt oder nicht, da hier sogar mit dem Verlust der wertvollsten Goldkarte zu rechnen ist – sofern man nicht ein Amulett zum Abgeben hat.

    Tobago ist ein Spiel, das für 2 bis 4 Spieler ausgelegt ist und in jeder Besetzung sehr viel Spaß macht und interessant ist – die Spannung bleibt bis zum Ende des Spieles bestehen, welches nach ca. 60 Minuten eintritt. Auch wenn das Spiel grundsätzlich in allen Besetzungen gut zu spielen ist und bis zum Schluss spannend bleibt, hat es uns mit 3 bzw. 4 Spielern am besten gefallen. Es ist dann einfach mehr los …

    Das Spielmaterial ist sehr toll und ansprechend ausgefallen. Es gibt Palmen, Hütten und Statuen, die wirklich als solche auf dem Spielplan aufgestellt werden – und damit Atmosphäre und Stimmung ins Spiel bringen. Die Karten sind handlich und funktionell ausgefallen. Die Symbole sind mehr oder weniger selbsterklärend und man muss eigentlich nur anfänglich deren Bedeutung nachschlagen.

    Die Spielanleitung ist sehr übersichtlich und gut strukturiert – und mit vielen Beispielen und Bildern versehen, sodass eigentlich keine Fragen oder Unklarheiten aufkommen sollten. Eine Extra-Spielübersicht erklärt detailliert das Spielmaterial und den Spielaufbau.

    Uns hat Tobago sehr gut gefallen und ist schnell zu einem unserer Lieblingsspiele geworden. Es darf derzeit auf keinem Spieleabend fehlen – und dies wird sich so schnell auch nicht ändern. Auf alle Fälle sollte man das Spiel einmal zur Probe spielen und ausprobieren, man könnte sonst nur allzu leicht etwas verpassen …

    Vielen Dank an den ZOCH-VERLAG für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars